Die politische Diskussion über die mit Beginn des neuen Jahres eingetretene Öffnung des deutschen Arbeitsmarktes für Menschen aus Bulgarien und Rumänien erfüllt Michael Nordhoff mit Scham und Verärgerung. „Da wird von Sozialschmarotzern und Kindergeldbetrügern und anderen schlimmen Dingen gesprochen. In Wirklichkeit wandern hochqualifizierte Menschen aus diesen Regionen aus, um sich in Deutschland ein besseres Leben zu erarbeiten“, stellt der Kaufmännische Leiter des DRK-Krankenhauses fest. Nordhoff greift seine Behauptungen nicht aus der Luft, sondern kann ein konkretes Beispiel liefern.
Beste Möglichkeit
Chirurgie: In den 45 Betten der chirurgische Abteilung des DRK-Krankenhauses wurden in den letzten Jahren pro Jahr etwa 2000 Patienten stationär betreut.
Am 13.01.14 hatte Maria Ciolompea ihren ersten Arbeitstag als Assistenzärztin in der Chirurgie. Die Rumänin, die in Bukarest Medizin studiert hat, kam über ein Stellenangebot auf der Homepage des Krankenhauses in die Einrichtung in der Kreuznacher Straße. „Ich habe mir in meinem Studium überlegt, dass Deutschland die beste Möglichkeit für mich ist“, sagt sie. Die Sprache habe sie schon als Kind lernen wollen. „Ich fand den Klang gut“, stellt sie fest und fügt hinzu: „Für mich ist Deutsch eine schöne Sprache. Sie ist zwar nicht einfach, aber wenn einem etwas Spaß macht, dann ist es nicht mehr so schwer.“
In ihrer Heimat nahm sie bereits drei Jahre lang privaten Sprachunterricht, bevor sie vor knapp einem Jahr die Ausreise nach Süddeutschland wagte. Von dort ging es dann nach Idar-Oberstein, wo sie in einer Klinik eine achtmonatige Hospitanz als Ärztin machte – ohne Bezahlung. „Meine Elten haben mich in dieser Zeit finanziell unterstützt“, erzählt die Medizinerin.
Sie ist froh, im vergangenen Oktober das Stellenangebot gelesen zu haben. „Ich wollte etwas in der Nähe haben, denn ich hatte kein Geld, um weit zu reisen“, schildert sie die begrenzten ökonomischen Möglichkeiten, die sie in der Wahl des Arbeitsplatzes einschränkten. Hinzu kam, dass das DRK-Krankenhaus ihr im Personalwohnheim ein Appartement anbieten konnte.
Approbation anerkannt
Fachlich, so Michael Nordhoff, sei die rumänische Ärztin gut ausgebildet. „Die Approbation aus Rumänien musste noch von der Landesärztekammer anerkannt werden, was zwischenzeitlich erfolgt ist“, freut sich der Kaufmännische Direktor, dass auch der letzte Stein problemlos aus dem Weg gerollt werden konnte. Maria Ciolompea selbst iist ebenfalls „froh und glücklich“, dass sie in Alzey ihren Vorsatz in die Tat umsetzen kann, in Deutschland ein neues Leben beginnen und sich eine neue Existenz aufbauen zu wollen. Die Kolleginnen und Kollegen sind sehr nett. „Und ich denke, ich kann hier viel lernen“, formuliert sie ihren Anspruch, eine gute Chirurgin werden zu wollen.
Im DRK-Krankenhaus pendelt sie zwischen der chirurgischen Ambulanz, dem Op und der Station. „Sie soll sich erst ein wenig orientieren, in Ruhe Fuß fassen, und später dann eigenständig arbeiten und Verantwortung für Patienten und eine Station übernehmen“, erläutert Nordhoff. In ein paar Monaten sei die engagierte rumänische Ärztin sicherlich auch so weit, alleine Nachtdienste zu leisten.
An ihrer neuen Heimat Alzey gefällt ihr, dass es nicht so hektisch ist, wie Bukarest mit seinen 1,9 Millionen Einwohnern. „Ich war hier schon viel spazieren und habe einige schöne Häuser gesehen“, beschreibt sie ihre ersten Eindrücke von der Volkerstadt. Natürlich vermisse sie ihre Eltern und Geschwister in der rund 2000 Kilometer entfernten rumänischen Hauptstadt. Das ändert aber nichts an ihrer Entscheidung, dauerhaft in Deutschland zu bleiben. „Rumänien braucht auch Ärzte, aber es gibt zuwenig freie Stellen“, skizziert sie die Verhältnisse dort. Wird sie dereinst dennoch zurückkehren? „Ja, zu Besuch. Um dort zu arbeiten? Nein,“ sagt Maria Ciolompea kurz und bündig. Ihr Entschluss steht fest.